Laufend Menschen treffen - Interview mit LAUFGESPRAECH.com

Marcel, wie bist du zum Laufen gekommen?

Ich hatte schon im jungen Alter eine Affinität zum Ausdauersport, hatte diese allerdings zu dieser Zeit vorwiegend auf Ausfahrten mit dem Rennrad ausgelebt. Den Entscheid, meinen ersten Marathon zu laufen, habe ich im Herbst 1998 gefällt. Für mich war dies zu jener Zeit ein eher gewagtes Abenteuer. Entsprechend seriös nahm ich dann auch die Vorbereitung in Angriff. Nachdem es mir am Lausanne Marathon im Jahr darauf über meinen Erwartungen gut gelaufen war, hat es mir quasi den Ärmel reingenommen. Über 45 Marathons und Ultraläufe, in Städten und in den Bergen habe ich seither absolviert und meine Begeisterung fürs Laufen, die sich mittlerweile stark auf Trailrunning fokussiert, ist nach wie vor ungebrochen.

Was magst du am Laufen?

Ich mag die Ruhe und das bewusste Geniessen des Luxus’ der Unerreichbarkeit, vor allem auf meinen ausgedehnten Trainingsläufen. Zudem habe ich über meine Leidenschaft für das Laufen eine enge Beziehung zur Natur entwickelt und nehme die Veränderungen im Laufe der Jahreszeiten viel bewusster wahr wir früher. Aus der Ruhe und Stille des Bewegens in der freien Natur tanke ich die Energie zur Bewältigung der täglichen Herausforderungen, die das Leben so mit sich bringt.

Wie läufst du normalerweise (Dauer, Tempo)?

Meine Laufrunden bewegen sich in unterschiedlichem Zeitumfang zwischen vierzig Minuten bis zu vier Stunden und mehr. Auch bezüglich Tempo variiere ich sehr stark, sowohl Wohlfühltempo wie auch Tempoläufe gehören zu meinem Standardrepertoire.

Hast du eine Lieblingsrunde?

Spontan kommt mir da die Bergstrecke von Grindelwald auf die Bussalp oder auf Bäregg in den Sinn, sowie die Umrundung des Bielersees. Beides findet jeweils mehrmals pro Jahr Einzug in meinem Kalender. Generell laufe ich sehr gerne in den Bergen der Jungfrauregion.

Läufst du alleine oder mit Freunden?

Mehrheitlich laufe ich alleine, was auch dadurch bedingt ist, dass ich viele meiner Trainings auf meinen berufsbedingten Reisen auf der ganzen Welt absolviere. Ich laufe jedoch auch immer wieder gerne mit Freunden, was dann jedoch jeweils eine gewisse Planung im Voraus bedingt.

Bist du Mitglied einer Laufvereinigung/Laufgruppe?

Seit einigen Wochen bin ich Präsident des Eiger Ultra Trail Quartz Clubs. Der Verein bezweckt die Förderung des Trail Running in der Jungfrau Region und den gesellschaftliche Austausch zwischen den Läufern und den Eventorganisatoren. Nebst den Mitgliedern des Vereins Running Grindelwald gehören dem Quartz Club alle Läuferinnen und Läufer an, die am Eiger Ultra Trail insgesamt über 500 km absolviert haben.

Hast du Vorbilder im Laufen?

Ja, Kilian Jornet bewundere ich und ich finde ihn auch sehr inspirierend. Seine Projekte verfolge ich jeweils mit Spannung.

Wie organisierst du dein Training? Wie passt das Training in deinen Tagesablauf?

Wie bereits erwähnt, bin ich beruflich bedingt viel im Ausland unterwegs. Dort trainiere ich dann vorwiegend frühmorgens, was mir auch die Gelegenheit gibt, die jeweiligen Orte und Städte meines Aufenthalts näher kennenzulernen. Ich plane grundsätzlich von Tag zu Tag, schaue jedoch, dass ich pro Woche im Durchschnitt in etwa vier Läufe hinbekomme. Im Vorfeld eines Wettkampfs, den ich mir als Saisonziel vorgenommen habe, trainiere ich dann etwas konsequenter und habe mir zur Vorbereitung des Marathon des Sables im 2017 auch erstmals einen Laufcoach genommen. Die Erfahrungen waren durchwegs positiv.

Misst du deine Läufe/Distanzen/Zeiten mit einer App oder GPS-Uhr? Und wenn ja, mit welchem Programm?

Ich habe mich vor einigen Jahren für eine Suunto Ambit2 entschieden, die ich auch heute noch benutze. Die Daten laden ich jeweils via Movescount in Strava und TrainingPeaks hoch. Strava finde ich echt cool und spannend, TrainingPeaksbenutze ich primär zur Laufanalyse während Coachingphasen.

Was ist deine Lieblings-Trainingseinheit?

Zügiger Lauf über 20 Kilometer mit einigen Hundert Höhenmetern.

Was hat dir das Laufen gelehrt?

Das Laufen vor allem über lange Strecken hat mich den Umgang mit Höhen und Tiefen gelehrt, was sich letztlich auch positiv auf meine Widerstandsfähigkeit im Berufsleben auswirkt. Zudem glaube ich, dass ich nach all den Jahren regelmässigen Laufens meinen Körper sehr gut kenne und dessen Signale frühzeitig wahrnehmen und darauf reagieren kann.

Hörst du beim Laufen Musik? Wenn ja, was hörst du?

Eher selten und wenn, dann geht das von der Stilrichtung am ehesten Richtung Folk und Blues. Als Favoriten kommen mir da spontan Lucinda Williams, Ry Cooder, Bob Dylan oder auch Van Morrison in den Sinn. Meiner musikalischen Leidenschaft für den Jazz widme ich mich lieber zuhause bei einem guten Glas Wein.

Welches sind deine Ziele im Laufen? Gibt es z.B. einen bestimmten Lauf, den du mal machen möchtest oder eine Zeit die du erreichen willst?

Eigentliche Zeitziele habe ich keine mehr, seit einigen Jahren fokussiere ich eher aufs Geniessen und hoffe, dass ich noch einige Jahre von meiner langjährigen Lauferfahrung zehren kann. Mit der Teilnahme am Marathon des Sables dieses Jahr habe ich mir einen Traum erfüllt, den ich schon lange mit mir trug. Vielleicht werde ich den MDS irgendwann nochmals laufen, darauf festlegen möchte ich mich allerdings zum heutigen Zeitpunkt noch nicht. Im 2018 plane ich die 100 Kilometer von Biel zum ersten Mal zu laufen.

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